„Frische Luft ist gesund!“ Diesen Satz hat wahrscheinlich jeder von uns zumindest in seiner Kindheit zu hören bekommen. Doch wie viel steckt da wirklich hinter?

Eigentlich ist mit diesem Ausspruch ein Szenenwechsel gemeint. Als Ausgleich für eine hauptsächlich sitzende Tätigkeit in einem geschlossenen Raum, soll die Bewegung draußen vor allem der Erholung dienen. Bei der heutigen, hektischen Gesellschaft, die einen Großteil ihrer Zeit in künstlichen Räumen verbringt, hat die „Lebensweisheit“ auch in den Erfahrungen der Menschen halt gefunden. Nach einem Spaziergang in der Natur fühlt man sich erfrischt, entspannt und hat den Kopf freier bekommen.

Eine wichtige Rolle spielt aber nicht nur das Draußen-Sein, sondern ganz explizit der Faktor „Natur“. Nicht umsonst sind Naturlandschaften ein immer beliebteres Ziel für Freizeit und Urlaub.

Forschungen und Studien

Die Frage, worin der Entlastungseffekt von Naturbegegnung liege, beschäftigt vor allem die amerikanischen Umweltpsychologen. Zu den Leitfiguren in diesem Beriech gehören vorrangig Rachel und Stephan Kaplan, Roger Ulrich und Frances E. Kuo. Ende der 90er Jahre erschien die „Profilstudie Wandern“ und lieferte erste Kriterien zum wissenschaftlichen Umgang mit Naturerlebnissen.

Im Zuge dieses Interesses stieg auch die Beschäftigung mit dem gesundheitlichen Aspekt von Outdoor-Aktivitäten, nicht nur was das Wandern betrifft. Aus dem daraus entstandenen Bereich der Naturpsychologie spaltete sich die Natursoziologie ab, die im Vergleich eine sehr viel jüngere Disziplin darstellt.

Studien, die sich mit dem Thema befassen, beispielsweise die von Cackowski und Nasar aus dem Jahr 2003, stellen darum erst nur rezeptive Ergebnisse dar. Für weiterreichende wissenschaftliche Thesen sind schlicht noch nicht genügend Forschungen betrieben worden.

Einen guten Überblick über die Studien finden Sie unter: http://docplayer.org/224101-Gruen-tut-uns-gut-daten-und-fakten-zur-renaturierung-des-hightech-menschen.html

http://www.natursoziologie.de/NS/natur-und-psyche/natur-und-psyche.html

Auswirkungen von „Natur“ auf Stress:

Hier sind zusammengefasst nun ein paar Auswirkungen, die eine Naturbegegnung auf Stress hat. Die Befunde sind durch verschiedene Studien (s.o.) belegt.

  • Das Stresshormon Kortisol wird durch natürliche Aussichten und Vegetation nachweislich abgebaut. So können Stress und Furchtgefühle reduziert werden.
  • Der Blutdruck senkt sich bei einem Gang durch die Natur. In einer Studie wurde der Blutdruck bei einem Gang durch die Stadt mit dem bei einem Gang durch den Wald verglichen. In einer städtischen Szene zeigt sich ein deutlicher Anstieg, während ein Spaziergang in der Natur ihn deutlich senkt.
  • Sogar der Fensterblick auf Natur senkt Stress. In einer Studie wurde ermittelt, dass ein großer Gras- und Baumanteil das Sicherheitsgefühl von Stadtbewohnern erhöht.
  • Ein nicht unwesentlicher Teil ist auch die Erwartungshaltung der Menschen. Wir gehen davon aus, dass ein Spaziergang in der Natur uns beruhigt und Stress reduziert. So gelingt das „abschalten“ beinahe automatisch.

Woher kommt das? – Hintergründe

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für den Zusammenhang zwischen Stressreduzierung und Naturerleben.

Einer dieser Ansätze wurde von den Naturpsychologen R. und S. Kaplan aufgestellt: Die „Attention Restauration Theory“. Kern dieser Theorie ist es, dass wir in unserem Alltag ständig eine bewusste und gerichtete Aufmerksamkeit aufrechterhalten. Unsere Informationsverarbeitung ist permanent aktiv, sei es durch Kommunikationskanäle, am Arbeitsplatz, im Verkehr etc. Die Attenion Restauration Theory unterstellt jedoch, dass wir beim Naturerleben eine „anstrengungslose Aufmerksamkeit“ (Kaplan 1995) haben. Wir haben keine natürliche Wahrnehmungs- und Reizabwehr, sodass wir schon bei der visuellen Begegnung mit der Natur entspannen.

Eine weitere Annahme ist die „Psychoevolutionäre Theorie“ von Ulrich aus dem Jahr 1983. In dieser Theorie wird davon ausgegangen, dass die emotionale und physiologische Stressreaktion durch Umwelt-Elemente ausgelöst oder eben reduziert werden. Ulrich zählt zu den reduzierenden Elementen: ebene Grundfläche und Offenheit, erkennbare Muster und Gewässer. Seine Argumentation hierbei ist, dass diese visuellen Reize evolutionär bedingt positive Emotionen und Sicherheit bei den Menschen hervorrufen, sodass Stress dadurch reduziert wird.

Darüber hinaus gibt es noch Ansätze, die für eine gewisse angeborene Neigung zur Natur plädieren („Biophilia“-Hypothese) oder dass die Natur durch die Soziologie in der Vorstellung der Menschen emotional positiv besetzt sei (Tiefenpsychologie).

Die verschiedenen Theorien geben Aufschluss darüber, weshalb die Natur eine stressreduzierende Wirkung auf uns hat, sind jedoch nicht als wahr oder falsch anzusehen. Es steht jedoch fest, dass grün gut tut!

Tagged:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert